Die Plazenta versorgt das ungeborene Kind in der Gebärmutter mit Sauerstoff und Nährstoffen. Anomalien der Plazenta können daher nicht nur während der Geburt, sondern bereits während der Schwangerschaft zu Komplikationen führen.
Vorzeitige Plazentaablösung
Bei dieser sehr seltenen, aber gefährlichen Schwangerschaftskomplikation löst sich ein Teil oder die komplette Plazenta vorzeitig von der Gebärmutterwand ab. Es besteht akute Gefahr, dass das Kind einen lebensbedrohlichen Sauerstoffmangel und die Mutter einen hohen Blutverlust bis hin zum Schock erleidet. Anzeichen einer Plazentaablösung sind plötzlich auftretende, starke Schmerzen im Unterbauch, vaginale Blutungen, ein hart gespannter Bauch sowie Schwindel, Atemnot und Angstgefühl.
Risikofaktoren für eine vorzeitige Plazentaablösung sind z.B. Narben in der Gebärmutter oder Myome sowie Erkrankungen, die mit erhöhtem Blutdruck der Mutter einhergehen (z.B. chronischer Bluthochdruck, Präeklampsie oder HELLP-Syndrom).
Eine vorzeitige Plazentaablösung stellt in der Regel eine geburtshilfliche Notfallsituation dar, das Kind wird sofort mittels Kaiserschnitt entbunden. Bei nur kleinflächiger Ablösung der Plazenta und stabilem Zustand von Mutter und Kind kann unter Umständen eine Verlängerung der Schwangerschaft versucht werden.
Plazenta praevia (vorliegende Plazenta, Tiefsitzen des Mutterkuchens)
Der Mutterkuchen (Plazenta) kann in seltenen Fällen während der Schwangerschaft so wachsen, dass er den inneren Muttermund verlegt. Die Fehllage der Plazenta kann unterschiedlich ausgeprägt sein – je nachdem, ob der Mutterkuchen nur den Rand des Muttermundes, einen Teil davon oder die ganze Öffnung bedeckt. Mit einer Ultraschalluntersuchung kann die Lage der Plazenta erkannt werden.
Das häufigste Anzeichen für eine Plazenta praevia ist eine schmerzlose Blutung, die ab dem fünften Schwangerschaftsmonat auftreten kann. Je nach Schwangerschaftswoche, Stärke der Blutung und Wohlergehen des Kindes wird versucht, die Blutung zu stillen und die Schwangerschaft so lange wie möglich aufrechtzuerhalten. Dafür ist u.a. körperliche Schonung, engmaschige CTG-Überwachung sowie gegebenenfalls eine medikamentöse Wehenhemmung notwendig. Bei einem vollständigen oder teilweisen Vorliegen des Mutterkuchens wird das Kind generell mit einem Kaiserschnitt entbunden.
Als gefährliche Komplikation einer Plazenta praevia kann es vor oder während der Geburt zu einer Plazentaablösung kommen. Ein Risikofaktor für die Plazenta praevia sind vorangegangene Kaiserschnitte, Mehrlingsschwangerschaften sowie eine Plazenta praevia in vorangegangenen Schwangerschaften.
Plazentainsuffizienz
Von einer Plazentainsuffizienz spricht man, wenn der Mutterkuchen (Plazenta) das Kind nicht mehr ausreichend versorgen kann. Dadurch sind die Nährstoff- und Sauerstoffversorgung des Kindes sowie die Hormonproduktion der Plazenta verringert. Man unterscheidet zwei Formen:
Eine akute Plazentainsuffizienz entwickelt sich innerhalb von Minuten oder Stunden. Es handelt sich um einen Notfall, bei dem es plötzlich zu einer Verminderung des Blutflusses in der Plazenta kommt und dadurch ein akuter Sauerstoffmangel des Kindes entsteht. Mögliche Ursachen sind z.B. eine vorzeitige Plazentaablösung, eine Blutung aus einer Plazenta praevia, ein starker Blutdruckabfall der Mutter oder ein Wehensturm während der Geburt. Je nach Ursache können z.B. plötzliche starke Schmerzen, ein harter Bauch, Schwindel oder Übelkeit auftreten, auch ein Nachlassen der Kindesbewegungen kann ein Anzeichen sein. Bei einer akuten Plazentainsuffizienz muss die Schwangerschaft in den meisten Fällen sofort beendet werden, gegebenenfalls mittels Notkaiserschnitt.
Eine chronische Plazentainsuffizienz entwickelt sich über Wochen oder Monate. Als Ursache kommen mütterliche Erkrankungen wie z.B. Diabetes, Anämie oder Bluthochdruck infrage. Auch Mehrlingsschwangerschaften sowie der Konsum von Alkohol und Zigaretten erhöhen das Risiko. Die chronische Plazentainsuffizienz verursacht der Mutter keine Beschwerden oder Symptome. Meistens wird sie bei den Vorsorgeuntersuchungen im Ultraschall dadurch entdeckt, dass das Kind ein vermindertes Wachstum zeigt. Um sicherzugehen, dass das Kind ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird, wird ein CTG durchgeführt. Zeigt sich dabei eine verdächtige Herzfrequenz des Kindes, muss von einer Sauerstoffunterversorgung ausgegangen werden. Bei der chronischen Form der Plazentainsuffizienz sollte die Grundstörung (z.B. erhöhter Blutdruck) beseitigt werden. Ob die Schwangerschaft verlängert werden kann oder beendet werden sollte, ist abhängig von der Schwangerschaftswoche und dem Wohlergehen von Mutter und Kind.